Die Region Südburgenland

Das Südburgenland ist eine von drei NUTS 3 Regionen des Burgenlandes und umfasst die drei politischen Bezirke Oberwart, Güssing und Jennersdorf. Im Süden und Osten wird das Burgenland mit Slowenien und Ungarn von zwei einstigen kommunistischen Staaten begrenzt, was diese ehemalige Grenzregion sehr geprägt hat. Zudem fehlen, mit Ausnahme von Szombathely mit über 100.000 EW, wirtschaftliche Zentren in der unmittelbaren Grenzregion Ungarns und Sloweniens. Im Gegensatz dazu liegen in der Grenzregion nahe dem Nordburgenland die wirtschaftlich bedeutenden Zentren Bratislava und Sopron.

Im Westen wird die Untersuchungsregion von den steirischen Bezirken Hartberg-Fürstenfeld und Südoststeiermark begrenzt und im Norden vom Mittelburgenland, einer weiteren Region des Burgenlandes. Aufgrund der mit 160 km relativ großen Nord-Südausdehnung und der zwischen 4 km bis 60 km liegenden West-Ost Ausdehnung des Burgenlandes war die Entwicklung zu einer einheitlichen Region schwierig. Während die Bezirke des Nordburgenlandes nur rund 50 km vom Großraum Wien entfernt sind, ist die südlichste Bezirkshauptstadt Jennersdorf 142 km von der Landeshauptstadt Eisenstadt entfernt.
Aufgrund der Nord-Südausdehnung des Südburgenlandes von ungefähr 75 km und einer durchschnittlichen West-Ost Ausdehnung zwischen 7km (Bezirk JE) bis rund 30 km (Bezirk OW), zeigen sich auch innerhalb der Untersuchungsregion große Entfernungen. Die Region zählt im Jahr 2014 97.343 EW und hat damit an der Bevölkerung des Burgenlandes einen Anteil von 33,87%. Die Fläche beträgt 1470,37 km², was einen Anteil von 37,11% an der Gesamtfläche des Burgenlandes ergibt. Mit einer Bevölkerungsdichte von 66 EW/km² liegt sie deutlich unter dem österreichischen Durchschnitt von 101 EW/km² und gilt daher als dünn besiedelter Raum. (STATISTIK AUSTRIA, 2014, 2015)
Der sowohl flächenmäßig als auch hinsichtlich der EinwohnerInnen größte Bezirk der Untersuchungsregion ist Oberwart, der kleinste ist Jennersdorf.

 

 

Historische Entwicklung

Das Südburgenland ist ein seit jeher durch Grenzen geprägter peripherer Raum. Bis zum Ersten Weltkrieg war es ein Teil Westungarns und sowohl wirtschaftlich als auch politisch nach Osten zur Komitatsstadt Szombathely orientiert. Die Topographie kommt dieser West-Ost Ausrichtung entgegen, denn alle wichtigen Flusstäler und natürlichen Verkehrswege verlaufen von Nordwesten nach Südosten. Durch den Anschluss an Österreich und die Entstehung des Burgenlandes 1921 veränderte sich die geopolitische Lage massiv. Plötzlich war man von den gewachsenen Zentren abgeschnitten, neue zentrale Orte mussten geschaffen werden und in ein bereits bestehendes zentralörtliches Gefüge wachsen. Zudem verloren die West-Ost Verbindungen ihre Wertigkeit und Nord-Süd Verbindungen fehlten, sowohl in verkehrsgeographischer als auch in wirtschaftlicher Hinsicht. Aufgrund dieser infrastrukturellen Nachteile, der Lage fernab urbaner Zentren sowie der landwirtschaftlichen Prägung war der Abstand zum restlichen Österreich damals sehr groß. Die Lage am Eisernen Vorhang nach dem Zweiten Weltkrieg mit den daraus resultierenden Entwicklungshemmnissen in demographischer und wirtschaftlicher Hinsicht, ließen diese Disparitäten sowohl zum restlichen Österreich als auch zum, im Agglomerationsraum von Wien gelegenen, Nordburgenland steigen. Durch den Fall des Eisernen Vorhangs 1989 veränderte sich die geopolitische Lage wiederum massiv. Während sich im Nordburgenland der dynamische Grenzraum rund um Bratislava und Sopron öffnete, öffnete sich für das Südburgenland ein peripherer Grenzraum Westungarns. Dies führte dazu, dass im Norden bereits 1991 in den Ausbau höherrangiger Infrastruktur investiert wurde, während diese Investitionen im Südburgenland nach wie vor fehlen.
Mit dem EU-Beitritt 1995 erhielt das gesamte Burgenland, als einziges Bundesland Österreichs, den lukrativen Ziel 1 Förderstatus und somit große finanzielle Unterstützung seitens der öffentlichen Hand. Damit wurde eine beachtliche positive wirtschaftliche Entwicklung, mit einem starken Anstieg der Arbeitsplätze und einem Ansteigen des BRP, ausgelöst. Investiert wurde in den Ausbau des Tourismus, in die Ansiedlung von Industrie und Gewerbe, in den Bau der Technologiezentren sowie in die Forcierung der erneuerbaren Energien. Trotz dieser beachtlichen Wirtschaftsentwicklung, stieg das BRP im österreichischen Vergleich nur gering und es besteht nach wie vor ein Arbeitsplatzmangel. Zudem konnte die negative Bevölkerungsdynamik der Abwanderung und Überalterung trotz der hohen Förderungen nicht aufgehalten werden und zahlreiche Gemeinden weisen nach wie vor signifikante Kennzeichen strukturschwacher Regionen vor, welche mit den komplexen Wirkungsdynamiken der Schrumpfungsprozesse einhergehen.

Bevölkerungsentwicklung

Aus den zuvor kurz angeführten historischen Entwicklungen kann man die unterschiedliche Bevölkerkungsentwicklung im Burgenland besser nachvollziehen. 

Wie am Diagramm zu erkennen ist, verzeichnete das Burgenland im Zeitraum von 1869 – 2014 mit +14% eine positive Bevölkerungsentwicklung. Jedoch gibt es erhebliche Entwicklungsunterschiede innerhalb der Regionen. So weist das Nordburgenland mit +57% in relativen Zahlen und + 55.498 EW in absoluten Zahlen eine sehr dynamische Entwicklung vor, indes das Südburgenland mit – 14% und einen absoluten Verlust von 15.711 EW eine negative Entwicklung vor.

Auch das Mittelburgenland verlor in diesem Zeitraum 15% ihrer Bevölkerung, womit sich ein klares Nord-Süd Gefälle herauskristallisiert. Diese erheblichen N-S Unterschiede begannen erst um 1900, da die Bevölkerungsentwicklung der einzelnen Regionen des Burgenlandes bis 1900 positiv war. Ab 1900 divergierte die Entwicklung der Regionen. Während die Entwicklung im Nblgd positiv blieb und einen relativ starken Bevölkerungszuzug markierte, gab es im im Sbgld vor allem im Zeitraum von 1900 bis 1923 eine starke Bevölkerungsabnahme. Dieser Trend setzte sich bis 1961 fort, und wies somit die stärkste Bevölkerungsabnahme aller Regionen im Burgenland vor. Im Zeitraum von 1869 – 1961 verlor das Sbgld 11.889 EW, während im Nbgld im gleichen Zeitraum 29.197 EW hinzukamen. Ab 1951 bis 1981 präsentierte sich die Bevölkerungsabnahme im Vergleich zum Nbgld nicht mehr so stark. Vergleicht man jedoch die Entwicklungen von 1981 bis 2014 treten wieder große Entwicklungsunterschiede hervor. Während das Sbgld einen Bevölkerungsverlust von 4%, (4.201 EW) verzeichnet, weist das Nordburgenland mit einem Gewinn von 18% (23.759 EW) eine sehr dynamische und prosperierende Entwicklung vor, wodurch sich die Entwicklung der regionalen Disparitäten innerhalb des Burgenlandes fortsetzt. Daher kann man sagen, dass vor allem im Zeitraum von 1910-1951 und von 1981-2014 die größten Entwicklungsgegensätze der Regionen im Norden und Süden festzustellen sind. (STATISTIK AUSTRIA, 2015).